Aserbaidschan dehnt Waffengeschäfte mit dem Westen aus

Am 3. Dezember berichtete die Nachrichtenagentur haqqin.az unter Bezugnahme auf die Militärspezifische Webseite „AzeriDefence“, dass das französische Unternehmen „MBDA Systems“ die Luftabwehrsysteme „ASTER 30 SAMP/T“ und „VL Mica“ nach Aserbaidschan liefern werde.

„Die französische Regierung erteilte uns die Erlaubnis, diese Systeme nach Aserbaidschan zu exportieren. Die Verhandlungen mit der aserbaidschanischen Seite über den Kauf von diesen Systemen werden in naher Zukunft abgeschlossen sein“, sagte ein Unternehmenssprecher in einem Interview mit „AzeriDefence“. Ihm zufolge sei das aserbaidschanische Militär bereits mit den Systemen vertraut und mit ihren Eigenschaften zufrieden. „Wir glauben, dass diese Systeme es Aserbaidschan ermöglichen werden, eine zuverlässige Luftabwehr sicherzustellen“, fügte er hinzu.

Der russische Militärexperte, Alexander Khrolenko, kommentierte die angebliche Vereinbarung zwischen Paris und Baku mit der Äußerung, dass Moskau diese Nachrichten ruhig aufnehmen werde. Da es sich um Verteidigungssysteme handele, verursachen diese Neuigkeiten keine ernsthaften Bedenken in Russland.

Der Professor der Russischen Akademie für Militärwissenschaften, Wadim Kozyulin, sieht das geplante Waffengeschäft zwischen Frankreich und Aserbaidschan kritischer: Durch den Kauf von Luftverteidigungssystemen (und Raketenabwehrsystemen) aus Frankreich würde Aserbaidschan „ein Stück seines Himmels an das französische Militär“ übergeben.

Am 4. Dezember besuchte die Beraterin des US-Verteidigungsministeriums, Laura Cooper, Aserbaidschan und traf den Staatspräsidenten Alijew und den Verteidigungsminister Sakir Hasanow. Bei beiden Treffen wurde die Zufriedenheit über die bilateralen Beziehungen im Militärbereich geäußert. Der Gast aus den USA hob insbesondere die Beteiligung Aserbaidschans an Maßnahmen zur Terrorismusbekämpfung und den Militärdienst der aserbaidschanischen Soldaten innerhalb der Mission in Afghanistan hervor. Die aserbaidschanischen Experten schließen nicht aus, dass Aserbaidschan zukünftig auch mit den USA Waffengeschäfte abschließen werde. Dieses Thema hatte der Nationale Sicherheitsberater des US-Präsidenten, John Bolton, während seiner Kaukasusreise im Oktober offen angesprochen. Bolton erklärte in Aserbaidschan und Armenien, dass die Vereinigten Staaten an dem Waffenverkauf an diese Länder interessiert seien.  

Aserbaidschans traditionelle Waffenlieferanten sind Russland, Israel, Weißrussland, die Türkei und Pakistan. Allerdings arbeitet Baku daran, auch mit den europäischen Ländern eine militärisch-technische Zusammenarbeit zu etablieren. So erwarb Aserbaidschan die Selbstfahrlafetten „DANA“ und die Mehrfachraketenwerfer RM-70 „Vampire“ aus tschechischer Herstellung und ließ diese durch Israel modernisieren. Zudem nahm Aserbaidschan die Zusammenarbeit mit dem italienischen Militär- und Industriekonzern „Leonardo“ auf. Im Juni 2018 erschien ein Artikel im „Stern“, demzufolge der deutsche Rüstungskonzern „Rheinmetall“ eine Absichtserklärung über eine Kooperation mit Aserbaidschan unterzeichnet habe. Für Aserbaidschan, wie auch für das Nachbarland Armenien, gilt ein Waffenembargo der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Dieses wurde im Jahr 1992 verhängt, als zwischen Aserbaidschan und Armenien blutige Kämpfe um die Region Bergkarabach ausbrachen. Der Konzern kommentierte die Nachricht folgendermaßen: „In unserer Kooperationsvereinbarung wird festgestellt, dass Aserbaidschan Dienstleistungen und Produkte angeboten werden, die nicht unter das Waffenembargo fallen“.  

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