Georgische Führung trifft mit NATO-Chef Stoltenberg in Tiflis zusammen
Am 18. März traf der georgische Premierminister Irakli Kobakhidze mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in der Regierungskanzlei zusammen.
Das Gespräch drehte sich in erster Linie um die euro-atlantische Integration Georgiens, die Agenda der Beziehungen zwischen der NATO und Georgien und die Aussichten für eine künftige Zusammenarbeit. Beide Seiten erkannten an, dass die Integration Georgiens in die NATO, die in der Verfassung des Landes als Priorität verankert ist, ein wichtiges außenpolitisches Ziel bleibt. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Sicherheit im Schwarzen Meer gewidmet, wobei deren Bedeutung für die Gewährleistung der gegenseitigen euro-atlantischen Sicherheit betont wurde. Premierminister Kobakhidze dankte NATO-Generalsekretär Stoltenberg für seine unerschütterliche Unterstützung und sein persönliches Engagement bei der Integration Georgiens in das Bündnis. Stoltenberg wurde dafür gelobt, dass er sich für Georgiens Souveränität, territoriale Integrität und die Nichtanerkennungspolitik eingesetzt hat. Wichtige Vertreter der NATO, darunter der Erste Stellvertretende Direktor Lorenz Meyer-Minnemann, der Stellvertretende Generalsekretär Javier Colomina, der amtierende NATO-Sprecher Dylan White, die Stellvertretende Direktorin Inga Wegner, der Leiter des NATO-Verbindungsbüros Alexander Vinnikov und der Referent Steffen Elgersma, nahmen ebenfalls an der Sitzung teil.
Premierminister Irakli Kobakhidze erklärte: "Ich freue mich, dass wir erneut Themen im Zusammenhang mit der Zusammenarbeit zwischen der NATO und Georgien und unserem Integrationsprozess erörtert haben. Mein besonderer Dank gilt der NATO und Ihnen für die Unterstützung der Souveränität und territorialen Integrität Georgiens. Darüber hinaus sind Ihre rechtzeitigen und fairen Erklärungen zu den Entwicklungen in den von Georgien besetzten Gebieten sehr zu begrüßen. Georgien bleibt einer der loyalsten und zuverlässigsten Partner der NATO. Im Laufe der Jahre haben wir aktiv zu den Operationen der NATO beigetragen und damit die euro-atlantische Sicherheit erheblich verbessert".
"Die NATO hat bei der Entwicklung der georgischen Verteidigungsfähigkeiten eine entscheidende Rolle gespielt. Europa erlebt derzeit turbulente Zeiten, in denen die auf Regeln basierende internationale Ordnung in Frage gestellt wird. In dieser komplexen Situation sind internationale Einigkeit und ein unerschütterliches Bekenntnis zu den Grundsätzen des Völkerrechts von entscheidender Bedeutung", erklärte er.
Stoltenberg betonte: "Georgien ist einer der engsten Partner der NATO. Wir wissen seine wesentlichen Beiträge zu den Missionen und Operationen der NATO sehr zu schätzen. Die NATO unterstützt voll und ganz die Souveränität und territoriale Integrität Georgiens. Südossetien und Abchasien sind integrale Bestandteile Georgiens. Die NATO fordert Russland auf, seine Anerkennung dieser Gebiete als unabhängige Staaten rückgängig zu machen. Die kürzlich von Russland organisierten Wahlen in den besetzten Teilen Georgiens und der Ukraine sind illegal. Außerdem waren die russischen Präsidentschaftswahlen weder frei noch fair. Georgien steht aufgrund der imperialen Ambitionen Russlands vor komplexen Sicherheitsherausforderungen. In der Ukraine bleibt die Lage auf dem Schlachtfeld schwierig. Deshalb müssen wir unsere Unterstützung verstärken. Die NATO-Bündnispartner stellen 99 Prozent der gesamten Militärhilfe für die Ukraine bereit, und auch unsere Partner spielen eine wichtige Rolle. Georgien zum Beispiel nimmt Tausende von ukrainischen Flüchtlingen auf und leistet lebenswichtige humanitäre und finanzielle Hilfe. Wir müssen jedoch mehr tun, um Russlands Aggression abzuschrecken".
"Während unseres Treffens haben wir auch Sicherheitsfragen im Schwarzen Meer angesprochen, die sowohl für Georgien als auch für die NATO wichtig sind. Russlands Aktionen haben die Freiheit der Schifffahrt im Schwarzen Meer und die weltweite Lebensmittelversorgung gefährdet. Die erfolgreiche Gegenwehr der Ukraine gegen Russland hat jedoch die Wiedereröffnung wichtiger Getreideschifffahrtsrouten ermöglicht, was der ukrainischen Wirtschaft und der weltweiten Ernährungssicherheit zugute kommt. Die Partnerschaft der NATO mit Georgien ist stark, und wir haben Möglichkeiten erörtert, wie sie weiter vertieft werden kann. Vor kurzem haben wir uns auf ein neues, individuell zugeschnittenes Partnerschaftsprogramm geeinigt, um die Zusammenarbeit in den Bereichen Krisenmanagement, Cybersicherheit und Militärtechnik zu verbessern. So besuchte beispielsweise kürzlich eine Fregatte der türkischen Marine im Rahmen der NATO-Ausbildung der georgischen Küstenwache Batumi. Dies ist ein Beweis für die praktische Zusammenarbeit zur Stärkung der georgischen Marinefähigkeiten, die sowohl für Georgien als auch für die NATO von entscheidender Bedeutung ist. Die NATO steht Georgien bei seinen Fortschritten auf dem Weg zu einer stärkeren Demokratie und zu einer vollständigen euro-atlantischen Integration zur Seite, wozu auch der 2008 in Bukarest gefasste Beschluss gehört, dass Georgien NATO-Mitglied werden soll. Die Verleihung des Kandidatenstatus durch die Europäische Union bietet eine wichtige Gelegenheit, die Stabilität und den Wohlstand Georgiens zu fördern. Die Bemühungen um eine EU-Mitgliedschaft stehen im Einklang mit den Bestrebungen um eine vollständige NATO-Mitgliedschaft. Georgien muss die inneren Reformen, die demokratischen Werte und die Rechtsstaatlichkeit weiter vorantreiben, wozu auch die Abhaltung freier und fairer Parlamentswahlen im Oktober gehört", erklärte er.
Treffen mit der georgischen Präsidentin
Am selben Tag empfing die georgische Präsidentin Salome Surabischwili Jens Stoltenberg im Orbeli-Palast, wo sie über die Fortschritte Georgiens bei der Integration in die europäischen und euro-atlantischen Strukturen sprachen.
Das Gespräch drehte sich um den anhaltenden Konflikt in der Ukraine und die aggressiven Handlungen Russlands, wobei die Notwendigkeit internationaler Solidarität mit der Ukraine unterstrichen und die Bedeutung der Sicherheit im Schwarzen Meer angesichts der zunehmenden regionalen Bedrohungen hervorgehoben wurde.
Während des Treffens mit der Präsidentin bekräftigte Generalsekretär Stoltenberg die unerschütterliche Unterstützung der NATO für die territoriale Integrität und Souveränität Georgiens.
In dem Gespräch ging es auch um die von Russland organisierten Präsidentschaftswahlen in den besetzten Gebieten Georgiens, die der Präsident als eklatante Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität Georgiens verurteilte, die gegen internationale Normen verstößt.
Die Präsidentin wies auf die Besorgnis über die Lage in den besetzten Gebieten hin, einschließlich der militärischen Flotten in Ochamchire, des Flughafens von Suchumi und der Landhäuser in Bichvinti.
Reaktion des separatistischen Abchasien
Der stellvertretende De-facto-Außenminister Abchasiens, Irakli Tuzhba, bekräftigte, dass sein Land trotz des internationalen Drucks, der insbesondere während des Besuchs von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Tiflis deutlich wurde, an der Ausweitung internationaler Kontakte festhält.
Tuzhba unterstrich die seit langem bestehende Unterstützung der NATO-Staaten bei der Ausbildung des georgischen Militärpotenzials und stellte fest, dass sich das Land in einer Phase der Militarisierung befinde, die von erheblichen revanchistischen Tendenzen geprägt sei.
Darüber hinaus kritisierte Tuzhba die täglichen Bemühungen um eine aggressive Isolierung Abchasiens und seiner Bürger durch die NATO, die USA und die EU. Er verwies auf die Äußerungen Stoltenbergs als weitere Bestätigung dieser isolationistischen Maßnahmen.