Irredentistische Kampagne zu "Süd-Aserbaidschan" wird in Aserbaidschan fortgesetzt

Ereignisse im Überblick

Nach dem Zweiten Bergkarabach-Krieg waren die diplomatischen Beziehungen zwischen Aserbaidschan und dem Iran sehr angespannt und sind auch heute noch schwierig. Nachdem der Iran groß angelegte militärische Übungen an der iranisch-aserbaidschanischen Grenze durchführte, ein iranisches Konsulat im armenischen Kapan eröffnete und der armenische Außenminister Ararat Mirsojan die Öffnung eines armenischen Konsulats in dem von ethnischen Aserbaidschanern bewohnten Täbris ankündigte, wurde die Rhetorik Aserbaidschans gegenüber dem Iran sowohl in den Medien als auch auf offizieller Ebene deutlich aggressiver.

Ab November begannen Abgeordnete des aserbaidschanischen Parlaments, staatliche Fernsehsender und regierungsnahen Experten das Thema "Süd-Aserbaidschan" [Aserbaidschaner bezeichnen mit diesem Begriff die von ethnischen Aserbaidschanern bewohnten nördlichen Provinzen des Iran] in die politische Arena zu bringen. Es gab auch einige unbestätigte Berichte aserbaidschanischer Nachrichtenagenturen, wonach Flugblätter mit Bildern des aserbaidschanischen Präsidenten in Täbris, Ardabil und anderen Städten des Irans verteilt worden seien.

Fortsetzung der aserbaidschanischen Süd-Aserbaidschan-Kampagne

Am 10. November richtete Lale Azertash, die Moderatorin einer Sendung des privaten aserbaidschanischen Fernsehsenders Khazar TV, eine Botschaft an die iranischen Aserbaidschaner: "Euer Weg ist der Weg der Gerechtigkeit. Auf diesem Weg stehen wir an eurer Seite. Wir sind an eurer Seite bis zum Ende." Im Hintergrund waren Bilder der Brücken von Choda Afarin zu sehen, die die aserbaidschanische Grenze mit dem Iran über den Fluss Aras verbindet.

Nach einigen Tagen präsentierte Leyla Alijewa im aserbaidschanischen Internet-Fernsehsender "Missiya TV" eine Wettervorhersage für die Städte von "Süd-Aserbaidschan" wie Täbris, Ardabil, Urmia und Khoy. Sie schloss ihre Rede mit dem Satz: "Der Tag wird kommen, an dem die Sonne der Freiheit und des Glücks über den Städten Süd-Aserbaidschans aufgehen wird."

Im gleichen Zeitraum veröffentlichte der staatliche Grenzdienst ein neues Video über die Befreiung der [aserbaidschanischen Seite] der Choda-Afarin-Brücke. Das Video zeigt iranische Aserbaidschaner, die an die Grenze kommen und ihre Unterstützung für Aserbaidschan demonstrieren, als Aserbaidschan die Grenzgebiete zum Iran von der armenischen Besatzung befreit hat, aserbaidschanische Soldaten, die ihnen die aserbaidschanische Flagge entgegenhalten, und beide Seiten, die gemeinsam Slogans wie "Aserbaidschan vereinigt euch" skandieren.

In Ardabil (Iran) erschienen Wandschriften von Aktivisten der Nationalen Bewegung Aserbaidschans: "Freiheit, Gerechtigkeit, nationale Regierung" und "Aserbaidschan vertraut Teheran nicht".

Am 16. November sagte ein Moderator der Wettervorhersage auf dem aserbaidschanischen Sender Baku TV: "Trotz Bewölkung glauben wir, dass das Wetter in Täbris sonnig sein wird. Bleibt gesund, liebe Süd-Aserbaidschaner." Anschließend brachte sie ihre Unterstützung für die Aserbaidschanerinnen und Aserbaidschaner bei den aktuellen Protesten im Iran zum Ausdruck, indem sie während der Sendung symbolisch ihren Hidschab abnahm.

Am 17. November wurden zahlreiche nationale Aktivisten aus Gaschgai von iranischen Sicherheitskräften festgenommen. Unter ihnen befand sich Avazullah Safari, der kaschgaiische Nationaldichter. Einigen Quellen zufolge wurde er verhaftet, weil er eine aserbaidschanische Flagge in seinem Haus hatte.

Am 18. November sagte ein Khazar TV Moderator: "Wie in diesen wunderbaren Versen wird der Himmel in Täbris wolkenlos, hell und sonnig sein. Die Temperatur wird 5 Grad am frühen Tag und 5 Grad am Nachmittag betragen. Kurzum, der sonnige Morgen für Süd-Aserbaidschan ist sehr nahe."

Am 20. November wurde die Flagge von "Süd-Aserbaidschan" an einem der Verwaltungsgebäude auf dem zentralen Platz von Täbris aufgehängt. Am selben Tag strahlte der staatliche aserbaidschanische Fernsehsender Ictimai ein politisches Programm mit dem Titel "Die Weltmächte entscheiden über das Schicksal des Iran" aus. Im Fernsehen wurde die geteilte Karte des Irans gezeigt und "Süd-Aserbaidschan" wurde mit der Aserbaidschanischen Republik verbunden.

Am 21. November berichtete Mike Doran, Mitglied des Nationalen Sicherheitsausschusses der USA, der als Hardliner in Fragen der US-Politik gegenüber dem Iran bekannt ist, von der Choda-Afarin-Brücke und twitterte: "Ich habe heute einen Nachmittagstee an einer der Khudafarin-Brücken genossen."

Am 27. November veröffentlichten iranische Staatsmedien ein Video, in dem Aserbaidschan bedroht wird. In dem Video marschieren iranische Truppen in Baku ein und hissen dort die iranische Flagge.

Am 28. November veranstalteten junge Frauen in Aserbaidschan einen Flashmob zur Unterstützung der iranischen Demonstranten und skandierten: "Ihr habt Neuigkeiten, wir sind mit euch!" Die Aktion war in erster Linie den jungen Menschen gewidmet, die für ihre Rechte im Iran kämpfen, insbesondere Hadis Najafi, Asra Panahi, Aylar Hagqi und anderen Frauen, die von der iranischen Polizei getötet wurden. Am selben Tag kamen die Mitglieder des Organisationskomitees des provisorischen De-facto-Parlaments von "Süd-Aserbaidschan" nach Baku und führten politische Gespräche. Am ersten Tag des Treffens wurden die Gräber von Heydar Alijew, Zarifa Alijewa, Jafar Pishevari und das Märtyrer-Denkmal besucht. Es folgte ein zweitägiger Besuch von "Süd-Aserbaidschanern" in den von der Besatzung befreiten Gebieten Aserbaidschans in Karabach. 

Am 29. November wurde in der Schweiz die "Organisation für den Schutz der Rechte von Südaserbaidschanern" gegründet. Diese Organisation wird internationalen Organisationen, einschließlich der UN, Dokumente und Informationen über die Rechte der Menschen in der aserbaidschanischen Provinz des Iran vorlegen.

Am 2. Dezember verteidigte ein Vertreter von "Süd-Aserbaidschan" bei der UN, Araz Yurdseven, die Idee der Unabhängigkeit Süd-Aserbaidschans. Er brachte der Weltgemeinschaft die aserbaidschanischen Mädchen nahe, die während der Proteste im Iran von den "Agenten des iranischen Regimes" ermordet worden seien.

Siehe auch

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