Paschinjan erhebt den Verdacht auf vorsätzliche Untätigkeit des armenischen Militärs

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Während einer Sitzung der Kommission zur Untersuchung der Umstände des 44-tägigen Krieges in Karabach im Herbst 2020 am 27. Juni erklärte der armenische Premierminister Nikol Paschinjan, dass die Untätigkeit des hochrangigen armenischen Militärs während des Eindringens der aserbaidschanischen Streitkräfte in armenisches Territorium im Mai 2021 darauf abzielte, die Regierung zu stürzen.

Viele Details und Episoden sowohl des 44-tägigen Krieges als auch der Ereignisse vom Mai 2021, die sich im Grenzabschnitt Sotk-Khoznavar zwischen Armenien und Aserbaidschan abspielten, machen Paschinjan misstrauisch. "Lange Zeit, bis zum Ende des Krieges, habe ich es mir nicht erlaubt, das Militär irgendwelcher vorsätzlicher Handlungen zu verdächtigen. Aber dann habe ich angefangen, darüber nachzudenken. Und nach den Ereignissen im Abschnitt Sotk-Khoznavar verstärkte sich die Version der vorsätzlichen Untätigkeit. Sehen Sie, es gibt ein Ereignis, ein Strafverfahren, es gibt einen Angeklagten, aber es gibt keine Erklärung", sagte der Premierminister.

Unter Bezugnahme auf den 44-tägigen Krieg sagte Paschinjan, dass die armenische Armee über Waffen verfügte, deren Einsatzmöglichkeit nicht vollständig der militärisch-politischen Führung der Republik oblag. "Es gab Waffen, deren Nutzungsrechte nicht vollständig bei Armenien lagen", so der Regierungschef.

Auf die klärende Frage eines Kommissionsmitglieds, ob damit die von Russland lange vor Beginn des 44-tägigen Krieges gelieferten operativ-taktischen Iskander-Komplexe gemeint seien, antwortete Paschinjan, er werde im geschlossenen Teil der Kommissionssitzung auf die Einzelheiten eingehen.

Darüber hinaus erklärte der armenische Premierminister, dass die Mobilität der armenischen Armeeeinheiten eines der größten Probleme während des 44-tägigen Krieges in Karabach im Herbst war.

"Welche Methoden und in welcher Zusammensetzung die Truppenbewegungen stattgefunden haben, muss genauestens untersucht werden", so der armenische Regierungschef. "Unsere Armee hatte Probleme mit den Methoden der Bewegung. Ein großer Teil unserer Verluste entstand nicht in den Schlachten selbst, sondern auf den Märschen, wenn wir uns von einem Punkt zum anderen bewegten. Riesige Fahrzeuge, große Gruppen und gute Sichtbarkeit [für den Feind]", erklärte Paschinjan.

Die Frage der Mobilität und der kompetenten Organisation der Verlegung des Militärpersonals sei nach wie vor Gegenstand heftiger Diskussionen. Gleichzeitig betonte er, dass die vor dem Krieg vorgenommene Optimierung der Armee, die Reduzierung des Truppenumfangs der Verbände, durch die Notwendigkeit gerechtfertigt war, eben diese Mobilität zu erhöhen.

Gleichzeitig informierte Paschinjan die Kommissionsmitglieder darüber, dass auf Empfehlung der obersten Militärführung bereits vor dem 44-tägigen Krieg spezielle Luftwaffenbataillone als Teil von drei Armeekorps geschaffen wurden.

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