Russischer Abgeordneter droht Aserbaidschan mit Atomwaffe

Die Beziehungen zwischen Aserbaidschan und Russland haben sich in jüngster Zeit im Zuge des russischen Krieges in der Ukraine und der jüngsten Ereignisse in Bergkarabach verschärft. Diese Phase der Verschärfung spiegelt sich in den Medien beider Seiten wider. So berichtet das aserbaidschanische öffentlich-rechtliche Ictimai TV täglich über Erfolge der Ukraine im Krieg gegen Rusland. Gleichzeitig telefonieren die Präsidenten von Aserbaidschan und der Ukraine häufig miteinander, die Ukraine erhält humanitäre Öllieferungen von Aserbaidschan.

In Russland werden diese Trends zur Kenntniss genommen und führen zu verbalen Attacken gegen Aserbaidschan. Der russische Journalist Igor Dimitriev, dem ein beliebter russischer Telegrammkanal gehört, hat Aserbaidschan mit Atomwaffen gedroht.

„Nach den jüngsten Daten über die Offensive der aserbaidschanischen Truppen in Bergkarabach zu urteilen, ist Baku auch der Ansicht, dass dies eine Zeit der neuen Möglichkeiten ist. Die russischen Truppen werden bei allem Willen nicht in der Lage sein, zwei Konflikte in verschiedenen Regionen gleichzeitig zu führen - selbst wenn die Mobilisierung von Reservisten und die Masseneinberufung beginnen“, stellte Igor Dimitriev fest.

„Objektiv betrachtet, wäre ein solcher Schritt für Moskau nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Machtdemonstration, sondern auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten von Vorteil. Aserbaidschan ist einer der wichtigsten Energielieferanten für Europa. Sein physischer Wegfall wird die EU vor eine äußerst schwierige Wahl stellen - entweder ein Abkommen mit Moskau zu schließen oder in den Abgrund zu stürzen ... auch mit Moskau. Wenn Sie eines Tages aufwachen, werden Sie vielleicht überrascht feststellen, dass Aserbaidschan das erste Opfer von Atomwaffen im 21. Jahrhundert geworden ist“, schrieb er.

Zur gleichen Zeit drohte der stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaftspolitik der russischen Staatsduma, Michail Delyagin, Aserbaidschan im staatlichen Sender Rossija1:

„Die Aserbaidschaner haben wirklich gegen das Abkommen verstoßen. Unsere Leute sagten, sie hätten sich nach den Gesprächen zurückgezogen. Sie haben offiziell erklärt, dass sie die besetzten Gebiete nicht verlassen haben. Diese Aggression der amerikanischen Partner, in diesem Fall der Türkei und der türkischen Marionetten, die wir als Staat bezeichnen, ist heute eine echte Bedrohung... Wozu brauchen wir die aserbaidschanische Ölindustrie?! Eine einfache Frage. Wir brauchen sie nicht. Sie ist wehrlos. Wenn diese Leute es nicht mit Worten verstehen, dann müssen sie es mit Taten verstehen. Wenn wir das nicht tun, bleibt uns nichts weitere übrig“.

Auf seinem Telegrammkanal ‘DELYAGIN's special’ veröffentlichte der Politiker eine Umfrage, in der gefragt wurde: „Halten Sie es für gerechtfertigt, taktische Atomwaffen einzusetzen, um die Ölindustrie Aserbaidschans im Zusammenhang mit seiner Aggression zu beseitigen, die durch den Glauben an die Ohnmacht Russlands verursacht wird, dessen militärische Ressourcen in die Ukraine umgeleitet werden?“

Einige Stunden später veröffentlichte Deljagin ein Video, in dem er sich beim aserbaidschanischen Volk entschuldigte. Russische Regierungsvertreter verurteilten die Drohungen Delyagins gegen Aserbaidschan. Am 30. März gab die Generalstaatsanwaltschaft bekannt, dass sie gegen Delyagin eine Ermittlung eingeleitet hat. 

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