Warum die Schweinegrippe in Georgien so verbreitet ist
Amiran Gamkrelidze, Leiter des Nationalen Seuchenbekämpfungszentrums und Ex-Gesundheitsminister von Georgien, berichtete, dass die Zahl der Todesopfer des H1N1-Virus (Schweinegrippe) in Georgien auf 22 Personen gestiegen ist. Die Infektionsrate beträgt jetzt 186 von 100.000 Personen. 22 ist eine hohe Zahl, die eine Erklärung verlangt. So etwas ist seit dem Winter 2009-2010 nicht mehr vorgekommen. Nicht nur Menschen in der Risikogruppe, sondern auch junge Menschen sterben weiterhin an der im Dezember ausgebrochenen Schweinegrippe. Schulunterricht findet vor halbleeren Klassenzimmern statt. Die Situation in Konzertsälen und Kinos ist ähnlich.
Inzwischen versuchen Fachleute und Journalisten zu verstehen, warum diese Krankheit in Georgien so weit verbreitet ist, während im benachbarten Aserbaidschan nichts vergleichbares passiert, berichtet die Nachrichtenagentur Vestnik Kavkaza. Der Chefepidemiologe des Gesundheitsministeriums von Aserbaidschan, Ibadullah Agayev, gab bekannt, dass es praktisch keine Fälle von Schweinegrippe mit solchen Folgen in Aserbaidschan gebe.
Bei der Beantwortung von Fragen zu den Gründen für einen solchen offensichtlichen Unterschied weisen Vertreter des georgischen Gesundheitsministeriums darauf hin, dass Aserbaidschan und Georgien "unterschiedliche Methoden zur Diagnose von Viruserkrankungen verwenden". Aber selbst wenn dies der Wahrheit entspricht, kann die Sterblichkeitsrate nicht verborgen werden.
Fachkundige Quellen behaupten einstimmig, dass die Situation in Georgien komplizierter ist als in anderen Nachbarländern, einschließlich Aserbaidschan und Russland. Der Grund liegt offenbar darin, dass Georgien infolge erfolgreicher Reformen im Gesundheitssektor Dutzende von Kliniken auf europäischer Ebene erhalten hat, das zentralisierte System der Krankheitsbekämpfung jedoch gleichzeitig geschwächt wurde. Derzeit kann das Nationale Seuchenbekämpfungszentrums keine präventiven Maßnahmen zur Beeinflussung der aktuellen Situation durchführen, vor allem gibt es keine effektive Grenzkontrolle. Es gibt in Georgien keine speziellen Dienste mehr, die gesellschaftlich relevante Gebäude unter dem Gesichtspunkt der Einhaltung epidemiologischer Sicherheitsstandards kontrollieren - sie wurden im Kampf gegen "korrupte Agenturen, welche die schnelle Entwicklung des Landes behindern" abgeschafft.