Werden die turkmenischen Gaslieferungen an den Iran fortgesetzt?

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Der iranische Außenminister Zarif besuchte am 13. Mai Aschgabat. Während seiner Gespräche mit dem turkmenischen Präsidenten Berdimuhamedov wurden die Probleme der Wiederaufnahme der turkmenischen Gasimporte in den Iran, die Begleichung der Schulden für zuvor geliefertes Gas und die Senkung der Gaspreise besprochen.  Berdymukhamedov und Zarif konnten sich in diesen Fragen jedoch anscheinend nicht einigen.

Die Hauptthemen bei den Gesprächen während des Besuchs der iranischen Delegation in Aschgabat waren die Wiederaufnahme der turkmenischen Gasversorgung und die Umschuldung. Der Iran sollte Turkmenistan zwischen 2007 und 2008 etwa 2 Milliarden US-Dollar für die Lieferung von Gas bezahlen. Aufgrund des kalten Wetters war der Iran gezwungen, das Volumen der turkmenischen Gasimporte zu erhöhen. Die turkmenische Führung versuchte die Situation auszunutzen, indem sie den Gaspreis drastisch erhöhte. Tehran bot an, die zusätzlichen Gasmengen zum gleichen Preis neu zu berechnen, Turkmenistan lehnte dies jedoch ab und stoppte die Gaslieferungen an den Iran im Januar 2017 unter Verstoß gegen die geltende Vereinbarung. Die Parteien konnten sich in dieser Angelegenheit bisher nicht einigen und reichten beim Internationalen Gerichtshof Klage gegeneinander ein.

Politikwissenschaftler Igor Pankratenko berichtete gegenüber Vestnik Kavkaza, dass die Parteien keinen Kompromiss erzielen konnten. Aschgabat bietet Teheran an, 350.000 USD zu zahlen, um den Streit beizulegen. Der Experte erklärte Teherans Beharren auf einer Wiederaufnahme der Gasversorgung damit, dass die nördlichen Provinzen des Iran weiterhin auf die Lieferungen aus Turkmenistan angewiesen seien.

Der russische Nahost-Experte Stanislav Pritchin sagte, Teheran sei auch besorgt wegen des Baus der transkaspischen Gaspipeline, welche die Lieferung von turkmenischem Gas nach Europa ermöglicht. Das Übereinkommen über den rechtlichen Status des Kaspischen Meeres ermöglicht es, diese Pipeline zu bauen und mit dem südlichen Gaskorridor zu verbinden. Die Frage, ob der Iran den Transit von turkmenischem Gas blockieren kann, bleibt offen. Es bleibt deshalb für Turkmenistan weiterhin attraktiver, mit dem Iran sowohl hinsichtlich der Diversifizierung seiner Lieferungen als auch hinsichtlich des Aufbaus pragmatischer Beziehungen zu verhandeln.

Quelle: Vestnik Kavkaza
 

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