Militärübungen im Kaukasus: Nervenkrieg zwischen Baku und Eriwan
Am Wochenende bekräftigte der Sekretär des Sicherheitsrates der armenischen Regierung, Armen Grigorjan, die ernsthafte Besorgnis Eriwans über die Unterstützung der Türkei für Aserbaidschan, die während und nach den jüngsten tödlichen Zusammenstößen an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze gezeigt wurde.
„Angesichts der Tatsache, dass Aserbaidschan die Situation nicht alleine unter Kontrolle halten kann, versucht die Türkei einzugreifen. Ich denke, dass dies eine ernsthafte Bedrohung für die Region darstellt. Dies ist auch eine Herausforderung für die regionale Sicherheitsarchitektur. Die regionale Sicherheitsarchitektur ist seit langem unverändert. Die Türkei versucht nun, dies durch ihre Intervention zu ändern“, sagte er.
Am 3. August wies das armenische Verteidigungsministerium die von der russischen Nachrichten-Website Lenta.ru veröffentlichten Informationen zurück, dass sich mindestens zwei türkische F-16-Kampfflugzeuge der armenischen Grenze genähert hatten und erst umkehrten, als sie nur noch 56 Kilometer von Eriwan entfernt waren.
Am 2. August berichtete die Nachrichtenagentur Interfax, dass das in Armenien stationierte russische Militär während den sich verschlechternden Beziehungen zwischen Eriwan und Baku Übungen durchführte. Mehr als 1500 russische Soldaten nahmen an den gemeinsamen Übungen mit dem armenischen Militär teil. An diesen Übungen waren MiG-29-Kampfflugzeuge, Mi-24P-, Mi-8MTV-Hubschrauber und Kampfdrohnen beteiligt. Der armenische Botschafter in Moskau, Wardan Toganjan, sagte, Eriwan zähle auf die Hilfe Russlands bei der Lösung des Konflikts, da sich die Situation an der Grenze „nicht sehr gut” entwickle.
Am 29. Juli wurden im Rahmen des Abkommens über die militärische Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern umfangreiche Militärübungen zwischen Aserbaidschan und der Türkei eingeleitet. Dies geschah, nachdem das aserbaidschanische Verteidigungsministerium angekündigt hatte, dass eine Gruppe von Soldaten und Flugzeugen der türkischen Streitkräfte (TSK) gemeinsame Übungen durchführen würde. Es wurde zuvor angegeben, dass gemäß dem Plan vom 1. bis 5. August in Baku und Nachitschewan Übungen mit Beteiligung der Landstreitkräfte und vom 29. Juli bis 10. August in Baku und Nachitschewan, Ganja, Kurdamir und Yevlakh Übungen unter Beteiligung der Luftstreitkräfte stattfinden werden. Diese Übungen wurden im Voraus geplant.
Ankara bekräftigte, dass es in diesen schwierigen Zeiten mit Baku zusammensteht, und warnte Armenien, die territoriale Integrität Aserbaidschans zu respektieren. Ankara äußerte sich besorgt über die Spannungen, die seit dem Einmarsch in Bergkarabach andauerten und zu einem Konflikt aufgrund von Armeniens „rücksichtslosen und systematischen Angriffen” führten.
Zuletzt bekräftigte der Sprecher des Präsidenten, Ibrahim Kalın, die Entschlossenheit der Türkei, Aserbaidschan "angesichts der armenischen Aggression nahe der Grenze" zu unterstützen. Er merkte jedoch an, dass dies nicht bedeutet, dass Ankara seine Türen auf den diplomatischen Kommunikationskanälen geschlossen hält.
Das armenische Außenministerium äußerte sich besorgt über die Übungen, während das armenische Militär einige seiner Streitkräfte in Alarmbereitschaft versetzte. Verteidigungsminister Davit Tonojan sagte am 28. Juli, dass armenische Armeeeinheiten sowie ein russisch-armenisches Militärkontingent die türkisch-aserbaidschanischen Militäraktivitäten „mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Aufklärungsmitteln ständig überwachen und analysieren”.
Der russische Präsident Wladimir Putin und sein türkischer Amtskollege Recep Tayyip Erdogan diskutierten während eines Telefongesprächs am 27. Juli das Aufflammen des Konflikts zwischen Armenien und Aserbaidschan. Laut dem Kreml betonte Putin, „wie wichtig es ist, Schritte zu verhindern, die zu einer Eskalation der Spannungen führen könnten”.
Die Offiziellen in Baku wiesen darauf hin, dass Armenien und Russland vor den aserbaidschanisch-türkischen Übungen am 23. Juli gemeinsame Luftverteidigungsübungen durchführten, die sich auf die Entwicklung neuer Methoden zur Bekämpfung feindlicher unbemannter Luftfahrzeuge (UAVs) konzentrierten. Nach Angaben der russischen Medien war die Übung im Voraus geplant. Einen Tag vor diesen Übungen sagten aserbaidschanische Offiziele, sie hätten eine armenische taktische Drohne des Typs X-55 auf einer Aufklärungsmission abgeschossen, welche bereits die dritte armenische UAV gewesen sei, die in den letzten zwei Tagen abgeschossen worden sei.