Die Cybersicherheit Armeniens und Aserbaidschans ist anfällig

Im Bezug auf die Cybersicherheit und den Informationskrieg stellen Armenien und Aserbaidschan die größte Gefahr für einander dar. Dies äußert sich in Cyberangriffen und gefälschten Nachrichten, um die andere Seite zu kompromittieren oder fehlzuleiten, sagte Samvel Martirosyan, ein armenischer Experte für Internetsicherheit im Interview mit Turan.

Wegen des Bergkarabach-Konflikts werde der Informationskrieg zwischen den beiden Ländern schon seit langer Zeit geführt, aber der Winter 2000 könne als Beginn dieses Cyberkrieges betrachtet werden.

Auch in Cyberkriegen werden Söldner verwendet. "Im GUS-Raum und in der Welt gibt es viele Hacker-Gruppen, die man bezahlen kann und die jeden Angriff organisieren". 

In den letzten fünf bis sechs Jahren gab es "massive DDos-Angriffe auf die staatlichen Internetseiten Armeniens und Aserbaidschans, die eindeutig von einer dritten Partei stammten", bemerkt Martirosyan.

Es gebe bekannte Hacker-Gruppen auf der Welt, hinter denen bestimmte Länder oder ihre staatlichen Strukturen stehen. Zu diesen Gruppen gehört auch Fancy Bear - die Struktur der GRU (Hauptintelligenzdirektion des Generalstabs der Russischen Föderation).

Die Hacker dieser Gruppe werden beschuldigt sich in die staatlichen Internetseiten der amerikanischen Regierungsbehörden und Hillary Clintons E-Mail Server gehackt zu haben sowie sich in die Wahlen in den Vereinigten Staaten einzumischen.

"In den letzten fünf bis sechs Jahren gab es mindestens fünf schwere Vorfälle, als sie armenische Ziele, einschließlich Militärs und Diplomaten, angriffen. In dieser Hinsicht sind sowohl beide Seiten schlecht geschützt", sagte der Experte.

Durch aserbaidschanische Hacker seien im vergangenen Jahr zwei Vorfälle registriert worden: Jeweils ein Angriff auf die Webseiten des armenischen Parlaments und der Regierung, die jedoch keinen nennenswerten Schaden anrichteten.

Im Jahr 2012 kam es zu einem größeren Cyberkrieg, als die Internetseiten der Präsidenten von Armenien und Aserbaidschan sowie einige staatliche Strukturen gehackt wurden. Nach diesen Angriffen begann man in Armenien sich ernsthaft um die Verteidigung zu kümmern. Wenn Aserbaidschans Hacker nicht aktiv wären, wäre die Entwicklung in dieser Angelegenheit viel langsamer.

Während der armenisch-aserbaidschanischen Kampfhandlungen im April 2016 verursachten Aserbaidschans Angriffe daher keinen derartigen Schaden mehr, obwohl sie ausgefeilter waren und durch die Förderung gefälschter Nachrichten Panik verbreiten sollten, sagt der armenische Experte.

Der Cyberkrieg zwischen den Ländern im Falle von großen Feindseligkeiten wird nach Ansicht des Experten eine bedeutende Rolle spielen.

"Ich glaube, dass es Versuche geben wird, die Infrastruktur des jeweils anderen zu deaktivieren. Wir sehen ein Beispiel eines solchen Cyber-Krieges in der Ukraine, wo die militärische Konfrontation zwischen Russland und der Ukraine weitgehend im Cyber-Raum stattfindet", sagt Martirosyan.

Seiner Meinung nach werden die Parteien nicht nur ihre Ressourcen einsetzen, sondern auch auswärtige Hackergruppen engagieren.

In diesem Sinne haben beide Seiten genügend Schwachstellen. Tatsache ist, dass die digitale Entwicklung schneller ist als die Schaffung eines Sicherheitssystems. Das heißt, Angriff ist einfacher als Abwehr.

 

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