Iran verzichtet auf den Bau der Eisenbahnstrecke nach Armenien
Seyyed Kasem Sadschadi, der iranische Botschafter in Armenien, hat erklärt, dass sein Land bereit wäre, die Eisenbahnstrecke nach Armenien zu bauen – allerdings unter einer Bedingung: Armenien solle einen Investor dafür finden. Darüber berichtet die armenische Nachrichtenseite News.am. Laut Sadschadi hänge der weitere Verlauf von der armenischen Seite ab: „Macht den ersten Schritt, und wir machen dann den nächsten“, so der iranische Botschafter.
Der Leiter des Think Tanks „Alternative“, Tatul Manasarjan, äußerte im Interview für „Vestnik Kavkaza“ Zweifel daran, ob Armenien alleine in der Lage sei, den Bau dieser strategisch wichtigen Eisenbahnstrecke aus dem staatlichen Haushalt zu finanzieren. Der Experte zeigte sich sicher, dass nur Russland die Kosten für Armenien übernehmen könnte, und erinnerte gleichzeitig daran, dass Moskau 2016 am Rande einer Ausstellung im Iran sein Interesse für das Projekt bekundet hatte. Wenn sich Russland bei diesem Projekt engagieren würde, wäre auch die Beteiligung Chinas nicht auszuschließen, so der Analyst.
Nach Ansicht des stellvertretenden Vorsitzenden der oppositionellen Partei „Armenischer Nationalkongress“, Aram Manukjan, befinde sich Armenien jedoch derzeit in einer wirtschaftlichen Sackgasse, was Investoren vom Land abschrecke. „Während wir früher Investitionen in Höhe von 3-4 Milliarden US-Dollar verzeichneten, haben wir letztes Jahr nur 120 Millionen US-Dollar Investitionen erhalten“, so der Politiker. Die instabile Sicherheitslage Armeniens und insbesondere der ungelöste Konflikt mit Aserbaidschan um die Region Bergkarabach bezeichnete Manukjan als „Problem Nummer eins und größte Herausforderung“ für sein Land. Die Lösung des Konflikts sei die einzige Möglichkeit für die Entwicklung und regionale Reintegration Armeniens.
Waagn Chatschatrjan, der ehemalige Bürgermeister Jerewans, erklärte die Zurückhaltung Teherans bei dem Projekt mit einem negativen Präzedenzfall in der Vergangenheit: vor zirka neun Jahren hatte Armenien kein Geld finden können, um eine geplante Gaspipeline nach Iran zu bauen, bis letzten Endes das russische „Gazprom“ die Kosten übernahm. Laut Chatschatrian seien die geschätzten Kosten für die Eisenbahnstrecke in Höhe von zirka 2,5 Milliarden US-Dollar für die armenische Wirtschaft, die unter hoher Schuldenlast leide, momentan nicht zu tragen.