Armenisch-Aserbaidschanische Zusammenstöße weltweit

Seit den blutigen armenisch-aserbaidschanischen Grenzkämpfen, die vom 12. bis zum 16. Juli stattfanden, herrscht eine Feuerpause zwischen den verfeindeten Kaukasus-Republiken an der Grenze und entlang der Waffenstillstandslinie. Allerdings hat sich in den letzten zwei Tagen dieser emotional beladene Konflikt auf Drittstaaten ausgebreitet.  

Die südkaukasischen Medien berichten über gewaltige Zusammenstöße zwischen Vertretern der armenischen und aserbaidschanischen Diaspora-Gemeinden in Belgien, den USA und Russland. 

In Los-Angeles kam es zu Angriffen auf die Vertreter der aserbaidschanischen Diaspora, die sich zu einer Demo vor dem Generalkonsulat Aserbaidschans versammelten. Die armenischen Gegendemonstranten waren in deutlicher Überzahl: Laut den Angaben der Polizei in Los-Angeles waren 500 armenische und nur 50 aserbaidschanische Aktivisten vor Ort. Die Lage eskalierte schnell. Mehrere Aserbaidschaner wurden dabei verletzt, einige von ihnen mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Darüber hinaus wurde ein US-Polizist angegriffen, der für die Sicherheit vor Ort sorgte. Nach diesen Übergriffen erklärte die US-Botschaft in Baku, dass die US-Behörden das Generalkonsulat Aserbaidschans in Los-Angeles unter verstärkten Schutz nehmen würden. Derzeit laufen dort Polizei-Ermittlungen wegen „Hasskriminalität”. Mindestens ein Vertreter der lokalen armenischen Gemeinde, der angeblich den Polizisten angegriffe hatte, wurde bereits verhaftet. 

Eine noch brisantere Entwicklung war in der belgischen Hauptstadt Brüssel zu beobachten. Auch dort kam es zu brutalen Gewaltszenen, als Dutzende armenische Aktivisten auf die Vertreter der dortigen aserbaidschanischen Diaspora losgingen. Auch dort gab es Verletzte auf aserbaidschanischer Seite, darunter eine Journalistin. Die belgische Polizei habe bereits 17 armenische Aktivisten verhaftet, die an Übergriffen gegen Aserbaidschaner beteiligt waren, teilte das Außenministerium Aserbaidschans mit. In London und Den Haag griff die Polizei vorzeitig ein, so dass es zu keinen nennenswerten Zusammenstößen kommen konnte.  

Ein Gewaltvideo aus Brüssels ging viral in aserbaidschanischen sozialen Netzwerken, auf dem zu sehen ist, wie eine Gruppe von jungen Armeniern einen aserbaidschanischen Jugendlichen brutal zusammenschlägt und dabei beleidigt. Es kam zu ähnlichen wütenden Reaktionen in Brüssel und Moskau, wo eine zahlenmäßig große aserbaidschanische Gemeinde präsent ist. Seit 23. Juli kursieren in armenischen und aserbaidschanischen Meiden zahlreiche Videos, die gegenseitige brutale Übergriffe zeigen. Ersten Medienberichten zufolgen wurden Dutzende Unruhestifter in Russland bereits verhaftet.  

Die wenigen „Stimmen der Vernunft”, die vereinzelt vor allem von Vertretern der Zivilgesellschaft Armeniens und Aserbaidschans ausgehen und zu einer Deeskalation auffordern, werden vor dem Hintergrund der immer neuen auftauchenden Gewaltvideos nicht wahrgenommen.  

Siehe auch

"Caucasus Watch" sucht lokale Experten aus Georgien, Armenien, Aserbaidschan und der Nordkaukasus-Region. Wir bieten eine flexible Form der Zusammenarbeit, eine angemessene Vergütung und Zugang zu einer europaweiten Leserschaft. Senden Sie Ihren Lebenslauf, ein Bewerbungsschreiben und eine Arbeitsprobe an redaktion@caucasuswatch.de. Für Fragen: i.dostalik@caucasuswatch.de.

Wir verwenden Cookies, um unser Angebot für Sie zu verbessern. Mehr Informationen dazu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.