Am 26. Februar legten die regierende Partei Georgischer Traum und die verbündete Fraktion Volksmacht einen Gesetzesentwurf vor, der die Verwaltungsstruktur staatlicher und kommunaler Theater erheblich verändern würde. Mit dem Gesetzesentwurf soll die Leitung unter einem einzigen Direktor zusammengefasst werden, wodurch das derzeitige duale Managementsystem, das künstlerische und administrative Verantwortlichkeiten trennt, abgeschafft wird.

Derzeit werden Theater nach dem Gesetz „Professionelle Theater“ sowohl von einem künstlerischen Leiter, der für kreative Entscheidungen verantwortlich ist, als auch von einem Theaterdirektor, der die finanziellen und administrativen Abläufe regelt, geleitet. In dem neuen Gesetzesentwurf wird argumentiert, dass dieses System veraltet und ineffizient ist, um den modernen Herausforderungen zu begegnen.

Wenn das Gesetz verabschiedet wird, würden alle Führungsaufgaben – kreative, finanzielle und verwaltungstechnische – in einer Hand liegen: beim Theaterdirektor. Laut den Verfassern des Gesetzes würde diese Änderung zu einem strafferen und effektiveren Managementmodell führen.

Eine weitere wichtige Änderung, die in dem Gesetzentwurf vorgeschlagen wird, betrifft das Verfahren zur Ernennung und Entlassung von Theaterdirektoren. Das Gesetz führt ein wettbewerbsorientiertes Auswahlverfahren ein, das darauf abzielt, neue Talente anzuziehen, räumt aber auch Regierungsbeamten einen erheblichen Ermessensspielraum ein.

Neue Regeln:

• Alle derzeitigen staatlichen und kommunalen Theaterdirektoren würden unmittelbar nach Inkrafttreten des Gesetzes entlassen.
• Der Kulturminister hätte die Befugnis, staatliche Theaterdirektoren entweder im Rahmen eines Wettbewerbsverfahrens oder nach eigenem Ermessen zu ernennen.
• In kommunalen Theatern läge die Ernennungsbefugnis beim örtlichen Bürgermeister, der sich auch dafür entscheiden könnte, Empfehlungen von Auswahlausschüssen zu umgehen.
• Entlassene Direktoren hätten 10 Tage Zeit, sich erneut für ihre Position zu bewerben. Wenn sie nicht wieder eingestellt würden, würden sie eine Entschädigung in Höhe von drei Monatsgehältern erhalten.
• Der Gesetzesentwurf wird von mehreren Abgeordneten des Georgischen Traums und der Volksmacht unterstützt, darunter Archil Gorduladze, Tornike Cheishvili, Rati Ionatamishvili und Mamuka Mdinaradze.

Opposition und Gegenreaktion

Die vorgeschlagenen Änderungen haben heftigen Widerstand ausgelöst. Kritiker werfen der Regierungspartei vor, sie strebe eine stärkere Kontrolle über kulturelle Einrichtungen an. Die Oppositionspolitikerin Dea Metreveli von Starkes Georgien bezeichnete den Gesetzentwurf als Instrument zur „repressiven Überwachung“, das darauf abziele, unabhängige künstlerische Stimmen zum Schweigen zu bringen. Sie argumentierte, dass die Änderungen Teil eines umfassenderen Bestrebens seien, Theater unter direkten staatlichen Einfluss zu bringen.

Auch Theaterprofis haben ihre Bedenken geäußert. Viele haben sich aktiv an den Pro-EU-Protesten beteiligt, nachdem Premierminister Irakli Kobakhidze die umstrittene Entscheidung getroffen hatte, den EU-Beitrittsprozess Georgiens bis 2028 einzufrieren.

Als direkten Akt des Widerstands trat das Vaso-Abashidze-Theater in den Streik, nachdem einer seiner Schauspieler, Andro Chichinadze, während einer Demonstration verhaftet worden war. In der Zwischenzeit reiste eine Gruppe georgischer Künstler durch das Land, um Aufführungen zu veranstalten und öffentliche Diskussionen über künstlerische Freiheit und politische Einmischung in kulturelle Einrichtungen zu führen.

Während die Spannungen zunehmen, bleibt die Zukunft der Theaterlandschaft Georgiens ungewiss, und sowohl Befürworter als auch Kritiker des Gesetzesentwurfs bereiten sich auf die möglichen Auswirkungen vor.