Armenisch-Aserbaidschanischer Grenzkrieg flammt erneut auf

In English: Armenian-Azerbaijani border war flares up again

Nach einer eintägigen Feuerpause flammten am 16. Juli die armenisch-aserbaidschanischen Kämpfe an der zwischenstaatlichen Grenze erneut auf. Den Berichten zufolge kam es wieder zum Einsatz von schwerer Artillerie und Drohnen durch beide Seiten. Sowohl in Armenien als auch in Aserbaidschan seien Grenzdörfer beschossen worden, mehrere Häuser und weitere zivile Objekte wurden beschädigt oder zerstört. Seit dem Beginn der Kämpfe am 12. Juli wurde ein aserbaidschanischer Zivilist getötet. Armenien berichtete seinerseits am 16. Juli über einen verletzten Zivilisten. 

Was die militärischen Verluste angeht, meldete Aserbaidschan am 16. Juli einen weiteren getöteten Soldaten. Somit stieg die Zahl der Opfer auf zwölf Soldaten und Offiziere. Armenien hat seit Beginn der Kampfhandlungen an der Grenze den Verlust von vier Soldaten bestätigt, 36 weitere seien verwundet worden. 

Der deutsche Politikwissenschaftler und Kaukasus-Experte Stefan Meister sagte im Interview mit DW, dass der Westen die Gefahr eines schnell eskalierenden militärischen Konfliktes zwischen Armenien und Aserbaidschan unterschätzt habe. Den Grund für die derzeitigen Zusammenstöße sieht der Politologe sowohl in wirtschaftlichen Problemen, mit denen beide Länder vor dem Hintergrund der Pandemie konfrontiert sind, als auch den faktischen Stillstand in den bisher erfolglosen Friedensverhandlungen.

Die internationalen Reaktionen zu den Geschehnissen an der Grenze fielen bisher zurückhaltend aus. Laut Thomas de Waal, dem britischen Analysten von Carnegie Europe, werde Russland versuchen den Waffenstillstand wiederherzustellen. Ähnlich wie 2016 würden zur Zeit russlandkritische Stimmungen sowohl in Aserbaidschan als auch in Armenien beobachtet. Während Baku sich darüber ärgere, dass Russland Armeniens Schutzmacht bleibt, sei Eriwan mit der fehlenden Unterstützung von seinem Verbündeten unzufrieden, so de Waal. Die Türkei unterstütze Aserbaidschan voll und ganz und habe ihre Ambitionen zur Vermittlung aufgegeben. Der Iran sei lediglich ein Beobachter im Prozess und strebe gute Beziehungen zu beiden Seiten an. Letztendlich fielen die USA, obwohl sie Ko-Vorsitzender der Minsk Group sind, erneut durch ihr mangelndes Engagement auf, twitterte Thomas de Waal.

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