Das vierte Ministertreffen des Beirates des Südlichen Gaskorridors

User:Pechristener, Wikipedia
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Am 15. Februar fand in Baku das vierte Ministertreffen des Beirats des Südlichen Gaskorridors statt. Am Treffen nahmen Minister der Länder teil, die am Projekt „Südlicher Gaskorridor“ beteiligt sind, sowie der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev und der EU-Kommissar für die Energieunion, Maroš Šefčovič. Themen waren neben dem Beginn der Gaslieferungen für den europäischen Markt unter anderem die Beteiligung weiterer Länder wie Turkmenistan und Iran.

Der Südliche Gaskorridor (SGC) sieht den Ausbau der Gaspipeline Baku-Tiflis-Erzurum sowie den Bau der TANAP-Gaspipeline in der Türkei und ihre Erweiterung nach Europa über die Trans-Adria-Pipeline (TAP) vor. Die geschätzte Länge des Projekts beträgt 3.500 Kilometer. Das Hauptziel des Projekts ist es, die Sicherheit der Gaslieferungen nach Europa zu erhöhen und den Anteil Russlands als Gaslieferanten zu reduzieren. Die angegebenen Kosten des Projekts belaufen sich auf etwa 45 Milliarden US-Dollar.

Präsident Aliyev wies in seiner Ansprache auf die Bedeutung des Projekts für allen Beteiligten hin und bekräftigte Aserbaidschans Bereitschaft, mit seinen Gasressourcen den europäischen Markt zu beliefern. Maroš Šefčovič betonte seinerseits die strategische Bedeutung des Projekts, da Aserbaidschan damit einen wichtigen Beitrag zur Energiesicherheit Europas leiste. Er fügte hinzu, dass der Beitritt Turkmenistans und Irans zum Projekt momentan mit den Regierungen der jeweiligen Ländern besprochen werde.

Hinsichtlich Turkmenistans betonte der US-Energieexperte Wladimir Sokor in einem Interview für Haqqin.az die Bedeutung des Landes für den Südlichen Gaskorridor. Laut Sokor sei Turkmenistan das einzige Land in der Region, das über reale Ressourcen und Möglichkeiten verfüge, sein Gas über den Südlichen Gaskorridor zu transportieren. Kasachstans überschüssige Gasmengen seien zu begrenzt, und außerdem habe Astana ein Abkommen mit "Gazprom" geschlossen, womit es sich verpflichtet habe, die nicht benutzten Gasmengen (zirka 10 Milliarden Kubikmeter pro Jahr) an die Gasaufbereitungsanlage in Orenburg zu liefern.

Der kasachische Nachbar Usbekistan verfüge zwar auch über überschüssiges Gas, würde jedoch aufgrund der Beimischung von Sulfaten die Qualität des aserbaidschanischen Gases und damit den Preis mindern. Das usbekische Gas müsse vorher gereinigt werden, wozu Usbekistan aber die notwendigen Anlagen fehlten. Weitaus kritischer sieht Sokor die Beteiligung des Irans: "Was eine mögliche Teilnahme Irans am Projekt des Südlichen Gaskorridors angeht, handelt es sich um eine politische Angelegenheit. Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Teilnahme Irans vom US-Präsidenten Donald Trump blockiert wird", so der Analyst.

Die Minister der bereits beteiligten Länder versicherten ihre Unterstützung des Gaskorridors. Parviz Shahbazov, der Energieminister Aserbaidschans, teilte auf dem Treffen mit, dass die Arbeit zur Realisierung des Projekts vorangehe. Er stellte fest, dass das erste Gas über die Pipeline TANAP ab Mitte diesen Jahres in die Türkei transportiert werde. Die Gaslieferungen nach Europa würden ab 2020 beginnen, so der Minister.

Inzwischen ist es bekannt geworden, dass die 1841 km lange Transanatolische Gaspipeline (TANAP), die einen Abschnitt des Südlichen Gaskorridors darstellt und von Aserbaidschan über Georgien und die Türkei bis an die griechische Grenze gezogen wird, am 30. Juni 2018 in Betrieb genommen wird. Die erste Lieferung aserbaidschanischen Gases vom Gasfeld Shah Deniz soll in die Türkei erfolgen, teilte BP-Regionaldirektor Gary Jones mit. Laut Jones werden durch TANAP noch in diesem Jahr zwei Milliarden Kubikmeter Gas transportiert. Das Lieferungsvolumen solle dabei von Jahr zu Jahr ansteigen.

Die Lieferung des aserbaidschanischen Gases an den türkischen Markt über diese Route erfolge früher als erwartet, sagte der Politologe Rovshan Ibrahimov im Gespräch mit Vestnik Kavkaza. In seiner ersten Phase sollte man keine großen wirtschaftlichen Vorteile aus dem Projekt erwarten, da es sich dabei lediglich um den Anfang der Exporte handele. Neben der Türkei seien Bulgarien, Griechenland und Italien die Endverbraucher des aserbaidschanischen Gases. In der ersten Phase des Projekts würden jährlich zehn Milliarden Kubikmeter nach Europa geliefert, von denen sieben Milliarden Kubikmeter für den italienischen Markt bestimmt seien, was etwa zehn Prozent des italienischen Gasbedarfs ausmache. „Auf Dauer kann man davon ausgehen, dass auch neue Märkte entstehen können: die Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens und Albanien, durch die die TAP-Pipeline verläuft, haben ihr Interesse bekundet“. 

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