Die Moskauer Siegesparade findet ohne Staatschefs aus dem Südkaukasus statt

Am 24. Juni veranstaltete die russische Regierung anlässlich des 75. Jahrestages des Sieges der Alliierten im Zweiten Weltkrieg eine große Parade, bei der der armenische Premierminister Nikol Paschinjan und der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew nicht anwesend waren. Die Ankündigung ihrer Nichtteilnahme sei erst wenige Tage zuvor abgegeben worden, berichtete Eurasianet.

Alijew lehnte die Einladung während eines Telefongesprächs mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin am 18. Juni ab und nannte als Grund „die Ausweitung der Quarantänemaßnahmen in Aserbaidschan“. Trotzdem schickte Alijew seinen Verteidigungsminister Zakir Hasanov zusammen mit 75 aserbaidschanischen Soldaten zur Teilnahme an der Veranstaltung.

Eurasianet wies darauf hin, dass Alijews Entscheidung möglicherweise mit dem Problem der aserbaidschanischen Bürger zusammenhängt, die auf ihre Rückführung von Dagestan nach Aserbaidschan warten, was auch ein Thema ihres Telefongesprächs war. „Entweder dachte Alijew, dass es zu einer negativen inländischen Reaktion auf seinen möglichen Besuch in Moskau kommen könnte, nachdem was in Dagestan passiert ist, oder es ist seine Antwort an die russischen Behörden zu dem, was in Dagestan passiert ist", sagte ein in Baku ansässiger Analyst, der mit Eurasianet unter der Bedingung der Anonymität sprach.

Was Paschinjan betrifft, so kam seine Absage am 19. Juni und er nannte die Situation durch Covid-19 im Land als Grund für seine Abwesenheit. Zehn Tage zuvor bestätigte Paschinjans Sprecher, dass er bei der Parade anwesend sein würde. In dem Eurasianet-Artikel wurde darauf hingewiesen, dass der wahrscheinlichste Grund für die Abwesenheit von Paschinjan die interne Situation in Bezug auf den Fall des Oppositionsführers der Partei Wohlhabendes Armenien, Gagik Zarukjan und des Verfassungsgerichts war. „Zarukjan hatte kürzlich den Rücktritt der Regierung gefordert, und Paschinjan hat möglicherweise Moskaus Hand hinter diesem Schritt vermutet. Angesichts der eskalierenden politischen Krise in Armenien hätte Paschinjan möglicherweise auch befürchtet, dass diese Situation außerhalb seiner Kontrolle geraten könnte, wenn er außer Landes wäre“, erklärte der Leiter des Think Tank für Politische und Wirtschaftliche Strategiestudien in Eriwan, Benyamin Poghosjan. 

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