Ex-Präsident Armeniens, Robert Kotscharjan, steht kurz vor dem Arrest
Der zweite Präsident Armeniens, Robert Kotscharjan, wurde am 26. Juli in Armenien über die gewaltsame Auflösung der Massenproteste am 1. März 2008 vernommen. Damals wurden mindestens acht Demonstranten, die gegen den Wahlsieg von Sersch Sargsjan protestierten, von den staatlichen Sicherheitskräften getötet und hunderte weitere verletzt. Die für den Mord an den Demonstranten verantwortlichen Personen wurden bisher nicht genannt.
Seit der so genannten „samtenen Revolution“ in Armenien, bekamen die Ermittlungen zu den blutigen Ereignissen in der armenischen Hauptstadt vor 10 Jahren einen neuen Lauf. Der damals amtierende armenische Präsident und derzeit in Russland lebende Kotscharjan wurde als Zeuge nach Jerewan vorgeladen. Nach der mehrstündigen Vernehmung von Robert Kotscharjan durch den Sonderermittlungsdienst Armeniens, erklärte die Behörde am 26. Juli, dass dem Ex-Präsidenten nun der „Sturz der verfassungsmäßigen Ordnung“ inkriminiert wird. Diesen habe Robert Kotscharjan „im Komplott mit anderen Personen“ durchgeführt. Neben Kotscharjan wurde auch der ehemalige Leiter der Armeegarnison in Jerewan, General Jurij Chatschaturow, zur Vernehmung vorgeladen. Chatschaturow, der derzeitige Generalsekretär des von Russland geführten Militärblocks OVKS (Organisation des Vertrags über Kollektive Sicherheit), wollte Ende Juli nach Jerewan reisen, um sich den Fragen der Ermittler zu stellen.
Inzwischen hat Robert Kotscharjan, deren Verhaftung beim zuständigen Gericht bereits beantragt worden ist, in einem Interview mit dem Fernsehsender „Erkir Media“ die gegen ihn erhobenen Vorwürfe als „offene politische Verfolgung, eine Vendetta“ bezeichnete. Laut dem Ex-Präsidenten hätten die armenischen Behörden schon „die Schuldigen ernannt“ und lediglich passende Formulierung für eine Anklage brauchten. „Ich wiederhole, ich konnte es mir nicht vorstellen, dass so etwas überhaupt möglich ist. Die Gefahr für das Land ist immens. Beachten Sie, dass die gesamte Armeeführung nun beschuldigt wird, die gesamte Armee“. Laut Kotscharjan sei er als Zeuge nach Jerewan gereist, allerdings gleich am Anfang des Gesprächs hätten ihm der Ermittler mitgeteilt, dass sich sein Zeugenstatus nun geändert habe. Die Handlungen der armenischen Behörden seien laut Kotscharjan „eine Bombe unter der armenischen Staatlichkeit“, die unvermeidlich explodieren werde.