Internationales Komitee vom Roten Kreuz berichtet über vermisste Personen nach dem Zweiten Bergkarabach-Krieg
Am 27. Januar veröffentlichte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) einen Bericht über die Folgen des Zweiten Bergkarabach-Krieges. Darin heißt es, dass Hunderte von Menschen auch nach dem Waffenstillstand im Jahr 2020 noch vermisst werden.
„Nach der Eskalation des Bergkarabach-Konflikts im Jahr 2020 werden noch immer etwa 300 Menschen vermisst. Seit der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens im November 2020 wurden die sterblichen Überreste von mehr als 1.700 Menschen gefunden und der Prozess der Identifizierung und Rückführung zu ihren Familien eingeleitet“, heißt es in dem Bericht. In dem Artikel heißt es weiter, dass das IKRK zusammen mit den russischen Friedenstruppen in der Region bis heute 360 Operationen durchgeführt hat, um die sterblichen Überreste derjenigen zu finden und zu bergen, die im Krieg ihr Leben verloren haben.
„Die Bedingungen sind immer extrem gefährlich, da das Gelände mit Minen und nicht explodierten Sprengkörpern übersät ist und die Sicht im Winter zudem fast auf Null sinkt“, sagte Christopher Poole, der die regionalen IKRK-Spezialisten für Landminen, explosive Kriegsmunitionsrückstände, Lagerbestände und Kleinwaffen leitet. „Die Bergung menschlicher Überreste, die Identifizierung der Opfer und ihre Rückführung zu ihren Familien ist komplex und braucht Zeit. Die Behörden und die Familien üben immer großen Druck auf die Gerichtsmediziner aus, so schnell wie möglich zu arbeiten, aber es gibt keinen Spielraum für Fehler“, fügte Jane Taylor, IKRK-Regionalleiterin für Forensik in Europa und Zentralasien, hinzu. In dem Bericht wurde auch betont, dass noch immer mehr als 4 500 Menschen aus dem Ersten Bergkarabach-Krieg in den 1990er Jahren vermisst werden.
Neben der Arbeit des IKRK in den Bereichen Forensik, Waffenkontaminierung, Vermissten- und Haftfragen führt die Organisation auch eine Reihe von humanitären Maßnahmen in der Region durch, z. B. die Unterstützung Zehntausender Menschen beim Wiederaufbau ihrer Existenzgrundlagen, die Verbesserung des Zugangs zu Bildung, die Behandlung geistiger und psychologischer Probleme und die Sensibilisierung für Landminenrisiken.