“Iskander”-Affäre: Alijew fordert Antworten von Russland
Aserbaidschan informierte Russland offiziell über den Beschuss der Stadt Shusha mit „Iskander-M“-Raketen und lieferte Beweise, erklärte der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew auf der Konferenz „Neuer Blick auf den Südkaukasus: Entwicklung und Zusammenarbeit in der Zeit nach dem Konflikt”.
„Am 1. April habe ich während eines Telefongesprächs mit dem russischen Präsidenten Putin dieses Problem angesprochen. Wir haben darüber gesprochen, obwohl dies in der offiziellen Ankündigung nicht angegeben wurde. Am 4. April sandte das Verteidigungsministerium von Aserbaidschan einen offiziellen Brief mit Fotos, Videos und anderen Beweisen für die Verwendung von „Iskander-M“, aber es gibt immer noch keine Antwort“, sagte der aserbaidschanische Staatschef und fügte hinzu, dass sein Land diese Antwort bekommen werde.
„Dies ist eine grundlegende Frage, und Aserbaidschan sollte sowohl von Russland als auch von Armenien eine Antwort darauf erhalten. Dies sind nicht nur irgendwelche Raketen. Gleichzeitig wissen wir, woher diese Raketen abgefeuert wurden und wie viele Raketen es waren. Aber wir warten auf eine offizielle Antwort“, betonte Alijew.
Der Pressesprecher des russischen Präsidenten Dmitriy Peskov sagte zu diesem Thema, dass „ein enger Dialog zwischen Militärs von Russland und Aserbaidschan geführt werde, in dem alle relevanten Fragen erörtert würden.”
Die Aserbaidschanische Nationale Agentur für Minenaktionen (ANAMA) gab am 31. März bekannt, dass ihre Experten am 15. März Fragmente von „Iskander-M“-Raketen am Rande der Stadt Shusha gefunden hätten. Die Markierungen auf den Überresten zeugen davon, dass es sich um die Rakete „Iskander-M“ handelt, die Russland nicht exportieren darf und die offiziell nie nach Armenien geliefert wurde und nur von den russischen Streitkräften eingesetzt wird.
Die „Iskander-M” gehört zu den operativ-taktischen Mittelstreckenraketen. Aserbaidschan geht davon aus, dass die Raketen eingesetzt wurden als die strategisch wichtige Stadt Shusha von aserbaidschanischen Streitkräften eingenommen wurde. Der Vorfall ereignete sich in den letzten Tagen der Feindseligkeiten zwischen Armenien und Aserbaidschan.
Russland hat bisher den Einsatz von „Iskander”-Raketen durch Armenien bestritten. Der armenische Premierminister Nikol Paschinjan, sein Amtsvorgänger Sersch Sargsjan sowie der ehemalige Leiter des armenischen Generalstabs Mowses Hakopjan haben unabhängig voneinander erklärt, dass die „Iskander”-Raketen während des Krieges 2020 zum Einsatz kamen. So warf Sersch Sargsjan Nikol Paschinjan vor, die Raketen nicht in den ersten Tagen der Kampfhandlungen zur Vernichtung von aserbaidschanischen Erdöl- und Gaspipelines verwendet zu haben. Paschinjan erklärte Ende Februar 2021, dass die russischen „Iskander”-Raketen sich als nicht effizient erwiesen hätten, was zu einer harschen Reaktion des Kremls führte. Es kam gleichzeitig zu einem Militärputschversuch in Armenien, der erst nach der Rücknahme von Paschinjans Aussage über die „Iskander”-Raketen endete.