Militärparade in Aserbaidschan
Am 26. Juni fand in Baku eine Militärparade zum 100. Jahrestag der Gründung der Streitkräfte Aserbaidschans statt. Auf der Parade marschierten verschiedene Einheiten der Armee, darunter auch Soldaten der türkischen Armee. Es war das erste Mal in der Geschichte Aserbaidschans, dass bei einer Militärparade auch Soldaten einer ausländischen Armee mitmarschierten. Neben mehr als 240 Militärfahrzeugen und 70 Flugzeugtypen wurden erstmals auch die modernsten gepanzerten Fahrzeuge, Waffen, Raketen- und Artillerieanlagen, Luftabwehrsysteme, Hubschrauber und Drohnen aus russischer, israelischer, amerikanischer, türkischer und aserbaidschanischer Herstellung vorgeführt. Der Staatspräsident Aserbaidschans Ilham Alijew betonte in seiner Rede bei der Parade, dass der Aufbau von Streitkräften oberste Priorität des Landes sei und die Militärausgaben in den letzten 15 Jahren um das 15-Fache gestiegen seien. Darüber hinaus wies er auf die Militäroperationen der aserbaidschanischen Armee während des April-Kriegs 2016 und der Operation in Nachitschevan im Mai 2018 hin.
Die Militärparade löste Besorgnis auf armenischer Seite aus. Der Militärkommentator und Autor des Blogs „Militärisch-industrieller Komplex von Armenien“, Samwel Aghababjan, glaubt, dass Aserbaidschan Milliarden US-Dollar für moderne Waffen und militärische Ausrüstung zwecks Lösung des Bergkarabachkonflikts mit militärischer Gewalt ausgebe, wie haqqin.az unter Berufung auf „Caucasian Knot“ berichtet. Dem Experten zufolge seien für Armenien insbesondere operative und taktische Raketensysteme, Raketen- und Artilleriewaffen sowie Drohnen, über die Aserbaidschan verfügt, gefährlich. „Diese Bewaffnung ermöglicht es den Streitkräften Aserbaidschans aufgrund hoher technologischer und weitreichender Fähigkeiten, genaue Schläge zu treffen und effektive Kampfhandlungen durchzuführen, ohne im direkten Feuergefecht stehen zu müssen“, sagte Aghababjan.
Der armenische Außenminister Zohrab Mnatsakanjan twitterte als Reaktion zur Militärparade in Baku: „Die Beilegung des Bergkarabachkonflikts kann ausschließlich durch friedliche Verhandlungen im Rahmen der Minsker Gruppe der OSZE erreicht werden". Der Pressesprecher des aserbaidschanischen Außenministeriums Hikmat Hajiyev äußerte sich dahingehend folgendermaßen: „Wenn sich Armenien Sorgen über die wachsende Stärke der aserbaidschanischen Armee macht, dann sollte es die Besatzung beenden und seine Truppen aus den besetzten aserbaidschanischen Gebieten abziehen, wie in den Resolutionen des UN-Sicherheitsrats verankert“.
Aserbaidschan führt eine Politik der Diversifizierung beim Waffenkauf und arbeitet daran, eine militärisch-technische Zusammenarbeit auch mit den europäischen Ländern zu etablieren. So erwarb Aserbaidschan Selbstfahrlafetten „DANA“ und Mehrfachraketenwerfer RM-70 „Vampire“ aus tschechischer Herstellung und ließ diese durch Israel modernisieren. Zudem nahm Aserbaidschan die Zusammenarbeit mit dem italienischen Militär- und Industriekonzern „Leonardo“ auf. Am 27. Juni erschien ein Artikel im „Stern“, demzufolge der deutsche Rüstungskonzern „Rheinmetall“ eine Absichtserklärung über eine Kooperation mit Aserbaidschan unterzeichnet habe. Für Aserbaidschan wie auch für das Nachbarland Armenien gilt ein Waffenembargo der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Dieses wurde im Jahr 1992 verhängt, als zwischen Aserbaidschan und Armenien blutige Kämpfe um die Region Bergkarabach ausbrachen. Der Konzern kommentierte die Nachricht in seiner offziellen Stellungnahme folgendermaßen: „Unsere Kooperationsvereinbarung stellt fest, dass Aserbaidschan Dienstleistungen und Produkte angeboten werden, die nicht unter das Waffenembargo fallen“.