Militärübungen in Aserbaidschan führen zu Spannungen mit Armenien

Am 20. Mai hatte eine großangelegte operativ-taktische Übung der aserbaidschanischen Armee unter der Führung von Aserbaidschans Verteidigungsminister Generaloberst Zakir Hasanov begonnen. Die Übungen werden voraussichtlich bis zum 24. Mai andauern.

Nach Angaben des aserbaidschanischen Verteidigungsministeriums sei das Hauptziel der Übungen, einen hypothetischen Angriff des Feindes in der Nacht abzuwehren, indem Gegenschläge auf die feindlichen Positionen in verschiedene Richtungen abgefeuert und eine Konter-Offensive der aserbaidschanischen Truppen gestartet werden. Die Übungen umfassen mehr als 10.000 Militärangehörige, 150 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge, bis zu 200 Raketen- und Artilleriegeschütze unterschiedlichen Kalibers, Mehrfachraketensysteme, Mörser sowie bis zu 35 Flugzeuge und Hubschrauber.

Armenien betrachtet die Übungen als einen „Akt der Aggression“ von Seiten Aserbaidschans. Die Sprecherin des armenischen Außenministeriums, Anna Nagdaljan, kündigte an, das Thema auf die Agenda der OSZE zu bringen. „Das Abhalten von Militärübungen durch Aserbaidschan ohne vorherige Ankündigung ist ein Verstoß gegen die Verpflichtungen des Landes gegenüber der OSZE, was nicht zum Frieden und Vertrauen in der Region beiträgt. Natürlich wird dieses Thema von der Ständigen Vertretung Armeniens bei der OSZE angesprochen werden“, sagte sie.

Die großangelegten Militärübungen Aserbaidschans finden vor dem Hintergrund der politischen Spannungen in Armenien statt. Der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan hatte am 20. Mai seine innenpolitischen Gegner beschuldigt, einen Krieg mit Aserbaidschan provozieren zu wollen, der zu territorialen Verlusten führen könnte. Dies würde den alten politischen Eliten um Robert Kotscharjan und Sersch Sargsjan ermöglichen, die Regierung von Nikol Paschinjan zum Sündenbock zu erklären. Solche Aktivitäten seien laut Paschinjan einem Landesverrat gleichzusetzen.

Der armenische Verteidigungsminister Davit Tonojan erklärte daraufhin, dass ein solches Szenario heute in Armenien unmöglich sei bzw. er es nicht zulassen würde. Er schloss jedoch nicht aus, dass es „aus verschiedenen Gründen“ zu Kampfhandlungen mit Aserbaidschan kommen könnte. Der aserbaidschanische Verteidigungsminister Sakir Hasanow ordnete seinerseits an, „alle gegnerischen Provokationen unverzüglich zu unterbinden“, wenn nötig unter Einsatz von allen zur Verfügung stehenden Waffenarten.  


 

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