"Süd-Aserbaidschan"-Medienkampagne startete in Aserbaidschan
Nach der Wiederherstellung der Unabhängigkeit von Aserbaidschan im Jahr 1991 wurde die "Süd-Aserbaidschan-Politik", die eine Vereinigung [im Rahmen eines unabhängigen Staates] der neu entstandenen Republik mit den aserbaidschanisch bevölkerten Provinzen des nördlichen Irans vorsah, offiziell von der Regierung Abulfas Elchibey betrieben. Seit dem Amtsantritt von Heydar Alijew (1994) bis zum Zweiten Bergkarabach-Krieg distanzierte sich die aserbaidschanische Regierung von diesem Thema und ließ keine südaserbaidschanischen Aktivisten ins Land, um seine Beziehungen mit der Islamischen Republik Iran nicht zu belasten.
Nach dem Zweiten Bergkarabach-Krieg haben sich die diplomatischen Beziehungen zwischen Aserbaidschan und dem Iran erheblich verschlechtert und sind auch heute noch äußerst schwierig. Nachdem der Iran kürzlich groß angelegte militärische Übungen an der iranisch-aserbaidschanischen Grenze durchführte, ein iranisches Konsulat in Kapan, Armenien, eröffnete und der armenische Außenminister Ararat Mirsojan ein armenisches Konsulat in der von Aserbaidschanern bewohnten iranischen Stadt Täbris ankündigte, wurde die Rhetorik Aserbaidschans gegenüber dem Iran sowohl in den Medien als auch auf offizieller Ebene wesentlich aggressiver.
Ab November begannen Abgeordnete des aserbaidschanischen Parlaments, staatliche und staatsnahe Medien und Experten das Thema "Süd-Aserbaidschan" [Aserbaidschaner bezeichnen mit diesem Begriff die von ethnischen Aserbaidschanern bewohnten nördlichen Provinzen des Iran] in die politische Arena zu bringen. Es gab auch einige unbestätigte Berichte aserbaidschanischer Nachrichtenagenturen, wonach Flugblätter mit Bildern des aserbaidschanischen Präsidenten in Täbris, Ardabil und anderen Städten des Irans verteilt worden seien.
Am 8. November feierten die Menschen in Baku den Jahrestag des Sieges Aserbaidschans im Zweiten Bergkarabach-Krieg mit den Flaggen Aserbaidschans, "Süd-Aserbaidschans", der Türkei und der Flagge der Organisation der Türkischen Staaten. Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Polizei nicht gegen die Aktivisten mit der "Süd-Aserbaidschan"-Flagge vorging, obwohl das Zeigen solcher Symbole vorher nicht erlaubt war. Außerdem stellten Aktivisten aus der Stadt Goshachay in der Provinz Aserbaidschan im Iran die Flagge der Republik Aserbaidschan vor dem Denkmal von Qasem Soleimani auf, einem einflussreichen iranischen Offizier, der im Korps der Islamischen Revolutionsgarden diente und im Januar 2020 angeblich vom US-Militär getötet wurde.
Am 7. November begrüßte der Moderator des aserbaidschanischen Fernsehsenders Khazar die Aserbaidschaner auf beiden Seiten des Flusses Aras und bezog sich dabei auf die aserbaidschanische ethnische Bevölkerung im Norden des Iran. "Guten Abend Aserbaidschaner von beiden Seiten [des Flusses Arazs. Von nun an heißen wir auch Süd-Aserbaidschan willkommen. Früher haben wir die Worte 'Süd-Aserbaidschan' oder 'Süd-Aserbaidschaner' nicht verwendet, um den Iran nicht zu beleidigen. Wir sagten: 'Aserbaidschanische Türken, die im Iran leben'. Aber das Mullah-Regime hat so viele Provokationen gegen uns unternommen, dass wir jetzt alles beim richtigen Namen nennen müssen", sagte sie.
Am 5. November brachte der iranische Fernsehsender Sahar [Morgen] einen Sonderbericht über die jüngsten Kontroversen zwischen Aserbaidschan und Iran. Der Moderator des iranischen Senders erklärte, dass sich Ilham Alijews Anschuldigungen auch in den aserbaidschanischen Medien wiederfanden. So seien "hässliche Anschuldigungen gegen den Iran" erhoben worden. Der Moderator befragte türkischstämmige pro-iranische Abgeordnete im iranischen Parlament, um deren Meinung zu diesem Thema herauszufinden. Parlamentsmitglied Ruhollah Muteffakirazad sagte: "Die Türken in unserem Land gehören zu den Menschen, die unser Land lieben. Die Menschen aus Täbris und Aserbaidschan [Provinz Aserbaidschan im Iran] spielen eine große Rolle in der iranischen Revolution."
Ein anderer Abgeordneter, Seyid Ali Mousavi, sagte: "Wir sind Iraner, und wir sind stolz auf unser Land. Einige erheben ihre Stimmen gegen uns, und wir können nicht schweigen." Ein weiterer Abgeordneter, dessen Name nicht angezeigt wurde, erklärte: "Wir werden diejenigen nicht tolerieren, die negative Worte gegen unseren Staat äußern." Ein weiterer iranischer Abgeordneter, dessen Name nicht genannt wurde, sagte, man dürfe sich nicht vom zionistischen Regime täuschen lassen.
Daraufhin sagte der Moderator: "Wir sind Türken, aber wir sind Iraner. Die Abgeordneten beendeten damit die separatistischen Vorwürfe aus Aserbaidschan."
Der Vorsitzende der Südaserbaidschanischen Bewegung des Nationalen Erwachens (SANAM), Mahmudali Chehregani, sprach in allen aserbaidschanischen Fernsehsendern, darunter ARB TV am 31. Oktober, Ictimai TV [öffentlich-rechtlich] am 3. November, AZTV [staatlich] am 4. November und Khazar TV am 5. November. In seiner Rede kritisierte Chehregani die iranischen Verhältnisse im Kontext der Menschenrechtslage der ethnischen Aserbaidschaner. Ihm wurde mehrfach ein Visum für Aserbaidschan verweigert, um die Beziehungen zu Teheran nicht zu verschlechtern. Doch jetzt ist er die prominenteste Figur im aserbaidschanischen Fernsehen.
Darüber hinaus zeigt das aserbaidschanische Staatsfernsehen auch Videos über Literatur und die Geschichte von "Süd-Aserbaidschan" und zeigt in den Fernsehsendungen die Karte von "Süd-Aserbaidschan".