Ungarischer Außenminister: "Wir sind an sauberen Stromimporten aus dem Südkaukasus interessiert"

Der ungarische Außenminister Peter Szijjártó erklärte in Tiflis, dass Ungarn an zukünftigen Importen von sauberem Strom aus dem Südkaukasus interessiert sei und deshalb so schnell wie möglich eine Schwarzmeer-Pipeline zwischen Georgien und Rumänien bauen wolle.

Bei einem Treffen, das dem so genannten "Grünen Energiekorridor" gewidmet war, sagte der Minister, dass die derzeitige geopolitische Krise die Fragilität der europäischen Energiesicherheit deutlich gemacht habe. Er betonte, dass sich der Erdgaspreis zeitweise verzehnfacht habe und das Füllen der Speicher vor der Heizsaison zu einem großen Problem geworden sei. Der ungarische Außenminister ging auch auf den Sabotageakt bei Nord Stream ein und beklagte, dass es trotz des Terroranschlags auf eine kritische europäische Infrastruktur keine unabhängige internationale Untersuchung gegeben habe, was seiner Meinung nach völliger Wahnsinn sei.

"Wäre der Winter nicht so mild gewesen, hätte der Kontinent viel größere Probleme gehabt", sagte Szijjártó. Mittel- bis langfristig seien jedoch Dutzende von Milliarden Kubikmetern russischen Erdgases aus den europäischen Lieferungen verschwunden, während die Nachfrage mit dem Wiederaufschwung der chinesischen Wirtschaft ebenfalls steige, und es gebe keine Garantie, dass der diesjährige Winter ähnlich ausfallen werde.

Nach Ansicht des Ministers besteht das realistischste Szenario für die Diversifizierung der Lieferungen an Ungarn darin, Ressourcen aus der Südkaukasusregion zu nutzen. So rechnet Ungarn in diesem Jahr mit 100 Millionen Kubikmetern aus Aserbaidschan; später könnte die Menge auf 2 Milliarden Kubikmeter pro Jahr ansteigen. Der Minister wies darauf hin, dass dafür eine Verbindung zwischen Georgien und Rumänien erforderlich sei, die im Erfolgsfall mit rund 1.200 Kilometern die längste Unterseepipeline der Welt wäre.

"Wir mögen ehrgeizige Pläne, wir träumen gerne groß", sagte Szijjártó. Er fügte hinzu, dass Ungarn an einer effizienten und schnellen Umsetzung des Projekts interessiert sei, weshalb ein klarer Zeitplan erforderlich sei und eine Machbarkeitsstudie für das gesamte Projekt, einschließlich der nationalen Entwicklungspläne, erstellt werden müsse. "Die ungarische Regierung ist bereit, sich an den Kosten zu beteiligen und unterstützt die Schaffung eines gemeinsamen Wirtschaftsprojekts unter Beteiligung von vier Staaten. Bulgarien würde sich gerne anschließen", so der Minister abschließend.

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